Ein Ort der Begegnung von Jung und Alt

Aktuell leben in Deutschland so viele Generationen wie noch nie und doch wird der Kontakt zwischen den Generationen immer weniger (Rausch 2013, 22). Außerhalb von Familie, Beruf oder Ausbildung haben nur vier Prozent aller 15- bis 20-jährigen und nur zehn Prozent aller 21- bis 29-jährigen intensiven Kontakt zu Menschen, die über 60 Jahre alt sind (vgl. SIGMA 1999). Aus diesem Grund möchte die Begegnungsstätte Paula-Dürre-Haus eben diese Begegnungen schaffen und den Generationenkontakt gerade von jüngeren und älteren Menschen fördern.

Der sinkende Generationenkontakt hängt mit verschiedensten gesellschaftlichen Entwicklungen zusammen. Heutzutage wechseln Arbeitnehmer*innen beispielsweise häufiger ihre Arbeitsplätze und haben dadurch am Arbeitsplatz zunehmend flüchtige Kontakte. Früher hingegen gaben ältere Beschäftigte ihr Wissen mehr an die jüngeren Beschäftigten weiter. So existieren im Arbeitsumfeld weniger Generationenkontakte als früher (vgl. Franz 2006, 20). Die längeren Lebensarbeitszeiten und gestiegenen Mobilitätsanforderungen im Beruf führen auch dazu, dass die Großeltern- und Enkel-Generation immer seltener am gleichen Ort wohnt (vgl. Filipp et al. 2012). So wird gegenseitige Unterstützung und gemeinsame Alltagserfahrung der Generationen innerhalb der Familie immer schwerer. Außerdem gibt es einen Anstieg von Menschen ohne Kinder: Von 1996 bis 2012 stieg der Anteil bei den 40-54 Jährigen von 13 auf 19 Prozent (Bundesministerium für Familie; Senioren; Frauen und Jugend 2012a, S. 38). Dadurch wird der Generationenkontakt für viele auch in der eigenen Familie weniger. Außerfamiliär überwiegt zwischen den älteren und jüngeren Menschen jedoch auch ein „Nebeneinander“, da es wenige Berührungspunkte gibt, um in einen Dialog zu treten (vgl. Debiel 2011, 35). Dieser sinkende Kontakt der Generationen kann zu Vorurteilen zwischen den Generationen führen, weswegen das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend empfiehlt, dass mehr Begegnungsräume zum Kontakt der Generationen initiiert werden (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2012b, S. 36-44).

Intergenerative Angebote

Bei uns im Paula-Dürre-Haus soll es intergenerative Angebote geben, damit wir einer dieser Begegnungsräume sein können. Intergenerative Angebote haben zum Ziel den Dialog der Generationen zu ermöglichen (vgl.  Albrecht et al. 2012, S. 155). Das Aufeinandertreffen verschiedener Generationen kann dabei helfen neue Altersbilder zu etablieren und so gegen wechselseitige Stereotypen anzugehen (Kohlbacher und Bayer 2011, S. 55). Kinder können durch den Kontakt zu anderen Genrationen lernen Einfühlungsvermögen gegenüber verschiedenen Menschen zu entwickeln (vgl. Miedaner 2010, S. 3). Jugendliche können neue Erfahrungen machen und z.B. als Wissensvermittler*innen neuer Medien lernen mit Verantwortung umzugehen (vgl. BMfFSFJ. 2009. S.1). Außerdem können die Angebote der Vereinsamung älterer Menschen vorbeugen und ihnen Teilhabe an neuen technischen Entwicklungen ermöglichen.

 

Angebote im Paula-Dürre-Haus

Der Kölner Stadtteil Ostheim, in dem das Paula-Dürre-Haus steht, ist im Durchschnitt ein sehr junger Stadtteil im Vergleich mit der deutschen und der Kölner Bevölkerung. Aus diesem Grund gibt es hier viel Potenzial für die wichtigen Generationenkontakte. Da diese wie aufgezeigt so enorm wichtig sind, bemühen wir uns ein Ort der Begegnung für Jung und Alt zu sein. Wenn Sie Interesse haben dabei mitzuwirken freuen wir uns sehr darüber. Kommen Sie gerne jederzeit auf uns zu oder melden Sie sich bei Fabio Iding unter (Tel.: 0157/52951936) oder (pdh.koeln-ostheim@ekir.de).

In der Vergangenheit haben wir bereits einige intergenerativen Angebote angestoßen. Beispielhaft sind diese zu nennen:

 

„Wer erklärt mir mein Handy?“

Seit April 2023 findet in Kooperation mit der TaschenGeldBörse Ostheim-Neubrück und dem Veedel eV. Etwa einmal im Monat eine Smartphones-Sprechstunde im Paula-Dürre-Haus statt. Hierbei beantworten Jugendliche älteren Menschen kostenlos alle Fragen rund ums Handy & Smartphone. Aktuelle Termine finden Sie hier: Ständige Angebote – Paula Dürre Haus (paula-duerre-haus.de).

 

Die Lego-Bautage vom 3.4. bis zum 5.4.2023:

In Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde Rath-Ostheim, dem Familiendienst Lebensrat und dem evangelischen Jugendreferat Köln und Region fanden im Frühling 2023 für 3 Tage die Lego-Bautage im Paula-Dürre-Haus statt. Dabei konnten Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren über drei Tage ihrer Fantasie freien Lauf lassen und ihre Wunschstadt mit Lego-Steinen bauen. Ältere Menschen habe Sie dabei unterstützt, ob beim Bereitstellen eines Mittagessens, der Ausgabe neuer Lego-Steine, neuen Ideen oder Mitbauen auf verschiedene Arten. Einen ausführlichen Bericht von den Lego-Bautagen im Paula-Dürre-Haus finden Sie unter diesem Link: LEGO – Bautage in Ostheim – Paula Dürre Haus (paula-duerre-haus.de)

 

Theaterstück „Der kluge Fischer und die Ente“ (04.08.2023)

In Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde Köln Rath-Ostheim wurde im Paula-Dürre-Haus am 04.08.2023 das Theaterstück „Der kluge Fischer und die Ente“ aufgeführt. Hierbei waren vor allem Kinder und Großeltern eingeladen.

 

 

Quellen:

Albrecht, Heidi; Keil, Siegfried; Krüsselberg, Hans-Günter; Lüscher, Kurt 2012: Familienpolitik im Kontext von Generationenpolitik, in: Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Familie, Wissenschaft, Politik. Würzburg: Ergon Verlag, S. 147-160.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Was leisten Mehrgenerationenhäuser für Jugendliche?. Berlin. 2009.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. (2012a). Altern im Wandel. Zentrale Ergebnisse des Deutschen Alterssurveys (DEAS).

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. (2012b). Generationenbeziehungen – Herausforderungen und Potenziale. Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Kurzfassung.

Debiel, S. (2011). Intergenerationelle Begegnung und Beteiligung in ländlichen Räumen: Ansätze zur Gestaltung des Zusammenlebens von „Jung und Alt “. Sozial Extra35, 35-38.

FILIPP, S.-H. ET AL. (2012): Generationenbeziehungen. Herausforderungen und Potenziale. Gutachten für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Franz, J. (2006). Die ältere Generation als Mentorengeneration – Intergenerationelles Lernen und intergenerationelles Engagement. bildungsforschung 3 (2).

Kohlbacher, M. & Bayer, J. (2011). Intergenerationelles Arbeiten. In Generationenübergreifende Entwicklung gesellschaftlicher Perspektiven in der Niederlausitz : Ergebnisse des Projektes Anstoß (S. 54–79). Freiburg im Breisgau: Centaurus-Verl.

Miedaner, Lore (2010): Intergenerative Pädagogik mit Kindern und Senioren.

Rausch, S. (2013). Intergenerative Projekte angehen. Sozial Extra37(1), 22-24.

SIGMA (Sozialwissenschaftliches Institut für Gegenwartsfragen) (1999): Generationenkonflikt und Generationenbündnis. Hrsg. vom Sozialministerium Baden-Württemberg, Stuttgart.